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Lagotto Romagnolo

Geschichte:

Der älteste Wasserhund

Der Lagotto ist wahrscheinlich der älteste unter den bekannten Wasserhunden; dies lässt sich auf Grund historischer Quellen und geografischer Überlegungen annehmen. Bereits seit 1600 ist der Lagotto in den Lagunen von Comacchio und den Sumpfgebieten in der Ebene der Romagna nachweislich präsent: Er war der unzertrennliche Freund der 'Vallaroli' oder 'Lagotti', pittoreske Persönlichkeiten, die vor den großen Trockenlegungen Ende des 19. Jahrhunderts die wirklichen Seelen jener wildreichen Lagunen waren. Er hütete das Haus, das Boot, spürte die Blässhühner auf und apportierte die erlegten Vögel. Zur damaligen Zeit richteten manchmal Hunderte von Booten in den bekannten 'rastrelli' unter den riesigen Schwärmen von Blässhühner wahre Massaker an. Der Lagotto schwamm auch während der kältesten Tage stundenlang, manchmal auch unter Wasser. Oft durchbrach er sogar die Eisschicht, um die erlegten Vögel auf das 'Paddelboot' zu bringen. Ein Verhalten, das wir als 'amphibisch' definieren können; ermöglicht durch die Kompaktheit des sehr lockigen Hundefells mit reichlich Unterwolle, die verhinderte, dass das Wasser mit der Haut in Berührung kam. Der Name 'Lagotto' (italiensch „lago“ = See, Gewässer) rührt vermutlich von diesem Einsatz als Wasserhund her.

Der Trüffelhund
Eine weitere Tätigkeit der Vallaroli war die Trüffelsuche. Die herausragende Anlage zur Suche, die große Bereitschaft zur Arbeit und der ausgezeichnete Geruchssinn machten dann aus dem Lagotto einen effizienten Trüffelhund. Auf Grund der Trockenlegungen, die im Laufe der Jahrzehnte die immensen Sümpfe von Comacchio und der Romagna immer weiter schrumpfen und die Vallaroli fast ganz verschwinden ließen, verlor auch der Lagotto mehr und mehr seine Funktion als Wasserhund und spezialisierte sich immer stärker als Trüffelsucher. Die Übergangszeit ist zwischen 1840 und 1890 datierbar.
Das Nutztier / Das Geschäft mit den Trüffeln
In der Zeit zwischen den zwei Weltkriegen wurden fast alle Trüffelsucher der Romagna und der umliegenden Gebiete bei ihrer Arbeit von Lagotti begleitet.
Durch umweltbedingte Veränderungen des Ökosystems war der Trüffel nicht mehr in den Ebenen, sondern nur noch in den Hügeln zu finden. Bereits ab 1920 war der Lagotto in den Tälern des Apennins, der Romagna, dem Tal des Senio, des Lamone und besonders im Tal des Santerno, in Casalfiumanese, bekannt.
Natürlich interessierten sich zu jener Zeit auch bereits andere Leute für den Lagotto. Es muss jedoch gesagt werden, dass die Trüffelsucher bei der Zucht immer außerhalb jeder genetischen Regel vorgegangen sind, da es nur auf das sofortige praktische Ergebnis = den besten Trüffelhund ankam, ob Lagotto oder nicht Lagotto. Das Hauptziel jedes Trüffelsuchers war immer, eine Art idealen Hund zu erhalten, welcher sich nach möglichst vollständiger Auslöschung des Jagdinstinktes fast ausschließlich der Trüffelsuche widmete. Der verbliebene Jagdinstinkt des Lagotto Romagnolo kann bei konsequenter Erziehung weitgehend kontrolliert werden.
Quelle: Lagottoclub Schweiz

FCI-Standard:

FCI-Standard Nr. 298
Wasserhund der Romagna
Ursprung: Italien.
Verwendung: Trüffelhund. Klassifikation FCI: Gruppe 8 Apportierhunde, Stöberhunde, Wasserhunde.
Sektion 3 Wasserhunde. Ohne Arbeitsprüfung.


KURZER GESCHICHTLICHER ABRISS:

Alteingesessener Wasser-Apportierhund in den sumpfigen Talgründen von Comaccio und in den Lagunen um Ravenna. Im Laufe der Jahre wurden die Sümpfe trockengelegt und in Ackerland verwandelt; seit der Urbarmachung wird der Lagotto in den Ebenen und Hügeln der Romagna zur Trüffelsuche eingesetzt.


ALLGEMEINES ERSCHEINUNGSBILD:

Kleiner bis mittelgroßer, wohl proportionierter, kräftig gebauter Hund von rustikalem Aussehen mit dichtem, gelocktem Haar von wollener Struktur.


WICHTIGE PROPORTIONEN:

Die Länge des Kopfes beträgt 40% der Widerristhöhe. Der Hund ist nahezu gleich lang wie hoch (quadratisch). Der Schädel soll etwas länger sein als 50% der Gesamtlänge des Kopfes. Der Fang ist um 2/10 kürzer als der Schädel (44% und 56%). Die Tiefe der Brust misst weniger als 50% (ungefähr 44%) der Widerristhöhe.


VERHALTEN / CHARAKTER (WESEN):

Seine natürliche Begabung zum Revieren und sein ausgezeichneter Geruchssinn haben seinen Wandel zu einem vorzüglichen Trüffelhund begünstigt. Sein Jagdinstinkt ist erloschen, womit er durch den Wildgeruch von seiner Arbeit nicht abgelenkt wird. Der Lagotto ist gehorsam, genügsam, aufgeweckt, liebenswürdig, fest an seinen Meister gebunden und leicht auszubilden. Er ist zudem ein ausgezeichneter Begleit- und Wachhund.

KOPF:

Von oben gesehen trapezförmig und mäßig breit; die oberen Begrenzungslinien des Fangs und des Schädels streben leicht auseinander.


OBERKOPF / SCHÄDEL:

Auf der Höhe der Jochbogen breit; die Länge des Schädels entspricht seiner Breite. Von der Seite gesehen ist der Schädel vom Stop bis zum Hinterhauptbein länger als der Fang. Leicht konvex, wird er am Hinterkopf allmählich flacher. Die knöchernen Rundungen der Stirn sind gut entwickelt, die Augenbrauenbogen und die Stirnfurche sind ausgeprägt, der Hinterhauptbeinstachel ist kurz und nicht stark entwickelt, die supraorbitalen Einsenkungen sind unauffällig.

STOP:

Nicht zu stark ausgeprägt.


NASENSCHWAMM:

Groß, mit beweglichen Flügeln und weit geöffneten Nasenlöchern. Die vertikale Rinne ist ausgeprägt. Von der Seite gesehen ist der Nasenschwamm auf derselben Höhe wie der Fang und ragt nur wenig über den oberen Rand der Lefzen hinaus. Die Farbe entspricht der Farbe des Haarkleides und geht von hellbraun zu dunkelbraun.


FANG:

Ziemlich breit, etwas kürzer als der Schädel (Verhältnis Schädel zu Fang = 56 zu 44); nur sehr wenig länger als hoch, leicht keilförmig und vorne mäßig abgeflacht. Von der Seite gesehen ist der Nasenrücken gerade.


LEFZEN:

Die nicht allzu dicken Lefzen sind eher eng anliegend, so dass die untere Begrenzungslinie des Fangs durch den Unterkiefer gebildet wird. Sie sind von einem langen und eher struppigen Oberlippenbart bedeckt. Von vorne gesehen bilden die Lefzen einen breiten Halbkreis. Die Farbe der Lippenumrandung geht von hellbraun zu dunkelbraun.


KIEFER/ZÄHNE:

Die Kiefer sind kräftig mit fast geraden Seitenästen und relativ breiten Gebissknochen. Komplettes Scheren- oder Zangengebiss mit weißen, gut entwickelten Zähnen. Knapper Vorbiss zulässig.

BACKEN:

Flach

AUGEN:

Ziemlich groß, rundlich, die Augenhöhle füllend, ziemlich weit auseinander liegend. Die Farbe der Iris geht entsprechend der Farbe des Haarkleides von ocker über haselnussfarben bis zu dunkelbraun. Die Ränder der straff anliegenden Augenlider sind hellbraun bis dunkelbraun gefärbt. Die Wimpern sind sehr gut entwickelt. Der Blick ist lebhaft, der Ausdruck aufmerksam und aufgeweckt.


BEHANG:

Im Verhältnis zum Kopf mittelgroß, dreieckförmig mit abgerundeter Spitze; der eher breite Ansatz liegt knapp oberhalb des Jochbogens. In der Ruhestellung hängend wird der Behang bei Aufmerksamkeit leicht angehoben. Wenn er längs des Fangs nach vorn gelegt wird, soll er einen Viertel der Länge des Fangs erreichen. Am Behang sind die Locken weniger straff, aber das Haar bleibt stark gewölbt. Kein kurzes Haar am Behang. Die Innenseite der Ohrmuschel ist ebenfalls vollständig behaart.


HALS:

Kräftig, bemuskelt, dünn, von ovalem Durchmesser; am Nacken gut abgesetzt und ohne eine Spur von Wamme. Die obere Begrenzungslinie ist leicht gewölbt. Bei den Rüden kann der Halsumfang die zweifache Länge des Halses erreichen. Die Länge des Halses ist etwas geringer als die Gesamtlänge des Kopfes.


KÖRPER:

Rumpf stramm und kompakt, in seiner Länge der Widerristhöhe entsprechend.
OBERE PROFILLINIE:
Vom Widerrist zur Kruppe gerade.


WIDERRIST:

Höher als die Kruppe; die Schulterblattspitzen sind nicht eng aneinander, aber gut vorstehend und weit nach hinten reichend.


RÜCKEN:

Stark bemuskelt, gerade.


LENDEN:

Kurz, sehr kräftig, von der Seite gesehen leicht gewölbt; ihre Breite entspricht oder überragt leicht ihre Länge.


KRUPPE:

Lang, breit, muskulös, leicht geneigt (Neigung von 25° bis 30°).


BRUST:

Gut entwickelt; sie reicht bis zu den Ellenbogen. Vorne ziemlich schmal, wird sie von der sechsten
Rippe an nach hinten breiter.


UNTERE PROFILLINIE UND BAUCH:

Das Brustbein ist lang und bildet eine gerade Linie; weiter nach hinten ist die untere Linie nur leicht
aufgezogen


RUTE:

Weder zu hoch noch zu tief angesetzt, sich zur Spitze hin verjüngend. In ihrer Länge sollte sie knapp bis zum Sprunggelenk reichen. In der Ruhe säbelförmig getragen, bei Aufmerksamkeit eindeutig höher; bei der Arbeit und im Affekt kann sie über dem Rücken getragen werden, ist aber nie gerollt.

GLIEDMASSENVORDERHAND:

Allgemeines: Von vorne und von der Seite gesehen senkrecht.


SCHULTERN:

Schulterblatt lang (30% der Widerristhöhe), gut schräg liegend (52° bis 55°), bemuskelt, kräftig, fest, aber ohne Einschränkung der Beweglichkeit an der Thoraxwand befestigt. Der Schultergelenkswinkel beträgt 110° bis 115°.

OBERARM:

Bemuskelt, von feiner Knochenstruktur, gleich lang wie das Schulterblatt; seine Neigung zur Horizontalen beträgt 58° bis 60°.

ELLBOGEN:

Gut, aber nicht zu straff an der Thoraxwand anliegend; sie sind von zarter Haut überzogen. Wie für den Oberarm ist die Stellung der Ellenbogen parallel zur medianen Sagittalebene des Körpers. Die Spitze des Olecranons liegt auf einer vertikalen Linie, die vom kaudalen Ende des Schulterblattes zu Boden fällt.

UNTERARM:

In genau senkrechter Stellung, lang (36% der Widerristhöhe), mit starken kompakten Knochen von
ovalem Querschnitt.


VORDERFUSSWURZELGELENK:

Von vorne gesehen in der senkrechten Verlängerung des Unterarmes; dünn, kräftig und beweglich; das Erbsenbein ist deutlich vorstehend.

VORDERMITTELFUSS:

Eher weniger dick und von feinerem Knochenbau als der Unterarm, elastisch. Von der Seite gesehen bildet er mit dem Boden einen Winkel von 75° bis 80°.


VORDERPFOTEN:

Leicht abgerundet, kompakt mit gewölbten, eng aneinander liegenden Zehen. Die Krallen sind kräftig und gebogen. Die Fußballen sind gut pigmentiert. Die Zwischenzehenmembranen sind gut entwickelt.

HINTERHAND:

Allgemeines: Gerade und parallel, kräftig, in guter Proportion zur Größe des Hundes.
OBERSCHENKEL: Lang (35% der Widerristhöhe) mit voneinander gut abgesetzten, deutlich sichtbaren Muskelpaketen. Die Achse des Oberschenkels weist zur Horizontalen eine ausgeprägte Neigung von 80° auf. Der Hüftgelenkswinkel beträgt 105° bis 110°. Der Oberschenkel ist parallel zur mittleren Sagittalebene des Körpers.

KNIE:

Der Kniegelenkswinkel beträgt 130° bis 150°.

UNTERSCHENKEL:

Nur wenig länger als der Oberschenkel (36% der Widerristhöhe), gut bemuskelt und von guter Knochensubstanz. Die Unterschenkelrinne ist gut sichtbar. Die Neigung des Unterschenkels zur Horizontalen beträgt 50° bis 55°.

SPRUNGGELENK:

Breit, dick, trocken, mit klar gezeichnetem knöchernem Umriss; parallel zur mittleren Sagittalebene des Körpers. Der Sprunggelenkswinkel beträgt ungefähr 140°.


HINTERMITTELFUSS:

Dünn, zylindrisch, senkrecht zum Boden.

HINTERPFOTEN:

Etwas mehr von ovaler Form als die Vorderpfoten, da die Zehen etwas weniger gewölbt sind. GANGWERK: Schritt regelmäßig, Trab voller Energie und lebhaft, Galopp in kurzen Perioden.

HAUT:

Am ganzen Körper gut anliegend, ohne Falten, zart; Unterhautbindegewebe spärlich. Die Pigmentierung der Schleimhäute und der Ballen ist von brauner bis stark dunkelbrauner Farbe.

HAAR:

Wollig, oberflächlich etwas rau, mit eng gerollten ringförmigen Locken, welche die Unterwolle durchscheinen lassen. Die Locken sollen am ganzen Körper gleichmäßig verteilt sein, ausgenommen am Kopf, wo die Locken weniger straff gerollt sind und Augenbrauen sowie einen reichlichen Oberlippen- und Kinnbart bilden. Sogar die Backen sind dicht behaart. Das Deckhaar und besonders die Unterwolle sind wasserundurchlässig. Wenn das Haar nicht gekürzt wird, neigt es zur Verfilzung; deshalb muss das Haar mindestens einmal im Jahr vollständig geschoren werden. Verfilztes Deckhaar und verfilzte Unterwolle müssen regelmäßig entfernt werden.

FARBE:

Einfarbig schmutziges weiß, mit braunen oder orangen Flecken, braunschimmel, einfarbig braun (in verschiedenen Tönungen) oder einfarbig orange. Braune bis dunkelbraune Maske zulässig.

WIDERRISTHÖHE:

Für Rüden: 43 bis 48 cm (Idealgröße 46 cm) Für Hündinnen: 41 bis 46 cm (Idealgröße 43 cm) Toleranz: + - 1 cm.

GEWICHT:

Für Rüden: 13 bis 16 kg. Für Hündinnen: 11 bis 14 kg.

FEHLER:

Jede Abweichung von den vorgenannten Punkten muss als Fehler angesehen werden, dessen Bewertung in genauem Verhältnis zum Grad der Abweichung stehen sollte.
- Obere Begrenzungslinien von Fang und Schädel sich einander annähernd.
- Partielle Depigmentierung des Nasenschwammes.
- Eindeutiger Vorbiss.
- Schielen.
- Gekürzte Rute.
- Afterkrallen.
- Haar nicht gelockt oder kurz geschnitten.
- Haarfarbe schwarz, schwarze Flecken.
- Über- und Untergrösse.
AUSSCHLIESSENDE FEHLER:
- Totale Depigmentierung des Nasenschwammes.
- Rückbiss.
- Glasauge.
- Geschnürtes Haarkleid.
N.B.: Rüden müssen zwei offensichtlich normal entwickelte Hoden aufweisen, die sich vollständig
im Hodensack befinden.
Für weiter Informationen: Lagottoclub Schweiz